Sammelhinweise

Vogelwicke auf einer Wiese

Grundregeln für das sicher Sammeln von Wildkräutern

Ein Paar Regeln sollten beim Sammeln von Wildkräutern beachtet werden. Sie schützen Dich und Deine Umwelt. Wenn Du sie beachtest hast Du viel Freude beim Sammeln und entdecken.

1. Was Du benötigst

Die wichtigsten Utensilien die Du benötigt sind: ein paar Handschuhe, eine kleine Schere und ein paar Tüten, Netztüten oder Beutel, am besten aus Papier oder Jute. Plastik ist eher ungeeignet. Auch ist es gut ein Bestimmungsbuch mitzunehmen, besonders wenn man sich noch nicht so gut auskennt. Es empfiehlt sich auch etwas zu trinken in den Rucksack einzupacken.

2. Sammle nur das was du kennst!

Sammle nur Pflanzen die Du eindeutig anhand ihrer Merkmale bestimmten kannst. Nur so bist Du auf der sicheren Seite. Dein Bestimmungsbuch leistet Dir hier gute Dienste. Wenn Du dir nicht sicher bist, lass die Pflanze an Ort und Stelle. Manche essbaren Pflanzen haben giftige Doppelgänger und sind daher leicht zu verwechseln.

Das gleiche gilt fürs „Naschen“ unterwegs! Bitte nur wenn Du die Pflanze genau bestimmen kannst. Wir sind immer wieder bestürzt, wenn wir so etwas hören wie: „Was ist das für eine Pflanze auf dem Foto? Ihr Geruch war würzig aber geschmeckt hat sie nach nichts bestimmten.“

3. Beachte den Schutz der Natur!

Achte darauf das Du nur dort Pflanzen erntest wo der Bestand gleicher Wildpflanzen groß ist. Bitte keine Pflanzen an den Stellen sammeln wo diese nur vereinzelt vorkommen, sonst nimmst Du der Pflanze die Möglichkeit sich zu vermehren. Such dir lieber eine Stelle mit größerem Bestand und ernte dort auch nur was du benötigst. Lass mindestens zwei Drittel der Pflanzen an einem Ort stehen. Nur so kannst Du sicher sein, dass immer wieder genug Pflanzen nachwachsen und für die nächste Ernte gesorgt ist.

Um die Pflanze nicht unnötig zu beschädigen, verwende immer eine Schere oder ein Messer und ernte nur so viele Pflanzenteile, dass die Pflanze sich erholen kann. Achte beim Sammeln auch darauf nicht unnötig Pflanzen zu zertreten.

Bei manchen Pflanzen handelt es sich um geschützte Arten. Diese stehen unter Naturschutz und dürfen prinzipiell nicht geerntet werden.

4. Wo darf ich sammeln und wo ist es verboten?

Pflanzen wachsen direkt vor deiner Tür, daher könntest Du theoretisch überall sammeln. In der Praxis stellt sich dies aber nicht als sinnvoll heraus. Auf folgende Punkte solltest Du achten:

  • sammle nicht in der Nähe von konventionellen bewirtschafteten Feldern, denn diese könnten mit Pflanzenschutzmitteln behandelt sein. Halte besser einen Abstand von 50 Meter drum herum ein.
  • sammle nicht in der Nähe von stark befahrenen Straßen. Hier ist ein Abstand von 20 Metern empfehlenswert
  • sammle nicht an Orten an denen viele Hunde ihr Geschäft machen
  • In Naturschutzgebieten ist das Sammeln von Pflanzen verboten. Informationen zu diesen Gebieten bekommt man beim ortsansässigen NABU und im Internet.
  • Auf privaten Grundstücken muss vorher die Genehmigung des Eigentümers eingeholt werden

Geeignete Sammelplätze sind Parks, Spielplätze, Gärten, Wald- und Wegränder, Grünflächen, Wälder und um Seen herum.

5. Wann ist die richtige Zeit zu sammeln?

Der richtige Sammelzeitpunkt ist abhängig von der Jahreszeit aber auch von der Tageszeit.

…im Laufe des Jahreskreises

So wie die Pflanze sich im Laufe des Jahres weiter entwickelt so sammelt man auch die verschiedenen Pflanzenteile. Im Frühling steht das frische und zarte Blattgrün im Vordergrund. Während des Sommers ist die beste Zeit für die Ernte der Blüten und Heilkräuter. Früchte, Samen und Beeren stehen im Spätsommer und Herbst reichlich zur Verfügung. Wurzeln werden im Spätherbst (Oktober/November), wenn sich die Pflanze oberirdisch zurückgezogen hat oder im Frühjahr vor dem Austrieb (Februar/März) gesammelt.

…im Laufe der Tageszeit

Auch im Laufe des Tages ergeben sich Unterschiede in der Pflanze die den Sammelzeitpunkt der Pflanzenteile bestimmen können. Kräuter mit einem hohen Anteil an ätherischen Ölen sammelt man an trockenen Tagen zum späten Vormittag hin, Dann ist der Tau abgetrocknet und der Anteil der ätherischen Öle in den Blättern und Blüten ist am höchsten. Wurzeln hingegen erntet man in den frühen Morgenstunden oder am Abend da dort zu diesem Zeitpunkt die gespeicherten Inhaltsstoffe am höchsten sind.

…Anhand Deines Vorhabens

Ein weiterer Punkt ist die Frage: Was habe ich mit den Kräutern vor? Möchtest Du die Kräuter trocknen solltest Du immer an trockenen Tagen zum späten Vormittag hin sammeln. Nasse Pflanzen lassen sich schlechter trocknen und die Gefahr der Schimmelbildung ist dann größer. Für die frische Verwendung in der Küche kann auch bei Regen gesammelt werden, da die Kräuter sofort genutzt werden.

6. Praktische Tipps/Anregungen

Bitte immer nur gesunde und saubere Pflanzenteile pflücken. Achte auf Fraßspuren und Verfärbungen an der Pflanze.

Achte auf die Menge die Du sammelst. Sammle nur das was Du auch am gleichen Tag verarbeiten kannst. Hast Du doch mal mehr gesammelt halten sich die frischen Kräuter 4-5 Tage im Kühlschrank, wenn Du sie in ein feuchtes Tuch einschlägst.

Kleine Mengen sind bei Wildpflanzen für unseren täglichen Nährstoffbedarf mehr als ausreichend da sie einen viel höheren Gehalt an sekundären Inhaltsstoffen haben als unsere kultivierten Kräuter und Gemüse. Als Faustregel gilt: Eine Handvoll am Tag! Besonders am Anfang ist auf die Menge zu achten, da sich unser Körper erst an den Verzehr der Wildkräuter gewöhnen muss.

7. Umgang mit Giftpflanzen

Prinzipiell ist keine Pflanze gefährlich, denn man muss sie weder berühren noch essen. Wer sich jedoch mit Pflanzen beschäftigt kommt um das Thema Giftpflanzen nicht herum, denn die Grenze zwischen essbar und giftig ist oftmals fließend. Daher ist es umso wichtiger Pflanzen anhand ihrer Merkmale genau zu bestimmen.

Nehmen wir als Beispiel mal die grüne Bohne die jeder kennt und die meisten auch gerne essen. Sie zählt zu den Giftpflanzen, denn sie ist im rohen Zustand giftig. Erst durch das mindestens 10-minütige kochen werden die Giftstoffe zerstört. Wir möchten mit diesem Beispiel verdeutlichen, das man nicht in Panik verfallen soll, wenn es um giftige Pflanzen geht. Es ist vielmehr wichtig, sich mit der Thematik gut auszukennen. Wildkräuterführungen und Kurse geben Dir in diesem Bereich Sicherheit und vermitteln Dir das nötige Wissen.

8. Fuchsbandwurm

Der Fuchsbandwurm kommt in allen mitteleuropäischen Ländern vor, vor allem in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Norditalien. In Deutschland sind besonders Bayern und Baden-Württemberg betroffen.

Er verbreitet sich über seine Eier, die sich im Kot des Fuchses befinden. Ein Befall mit dem Fuchsbandwurm kommt beim Menschen sehr selten vor aber er kann lebensgefährlich sein. Noch vor 30 Jahren galt eine Ansteckung mit dem Erreger als Todesurteil. Heute gibt es Medikamente, die den Erreger in Schach halten. 

Laut den Studien der Uniklinik Ulm, kann man entgegen den weitverbreiteten Warnungen Wildpflanzen und andere Waldfrüchte ohne Angst vor dem Fuchsbandwurm essen und die Angst sich beim Sammeln von Wildpflanzen mit Fuchsbandwurm zu infizieren sei nicht begründet. Frau Dr. Petra Kern vom europäischen Echinokokkose Register schreibt, dass das Infektionsrisiko bei Menschen, die in der Landwirtschaft tätig sind oder Umgang mit Hunden haben eher erhöht sei.

Wichtig ist zu Wissen, wie man mit dem Thema umgeht. Gut Informationen hierzu gibt es auf den Internetseiten der Uni Würzburg und beim Bayrischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.

https://www.hygiene.uni-wuerzburg.de/echinococcus/echinococcus/fragen-antworten/

https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/fuchsbandwurm/index.htm